Topfpflanzen-Netzwerkgruppe informierte sich über Umweltzertifizierung in der Praxis
Betriebsbesuche im Oldenburger Land zeigten Möglichkeiten des Umweltmanagements
Die Mitglieder der BGI-Netzwerkgruppe der Topfpflanzengroßhändler besuchte im Raum Bremen ein Großhandelsunternehmen für die Belieferung von Bioläden, um sich einen nach dem Umweltmanagementsystem EMAS zertifizierten Betrieb in der Praxis anzuschauen. Das „Eco-Management and Audit Scheme“, auch bekannt als EU-Öko-Audit wurde von der Europäischen Union entwickelt und ist ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Zertifizierungssystem für Unternehmen, die ihre Umweltleistung nachweislich und transparent verbessern wollen.
Austausch zur Umweltzertifizierung im Großhandel bei Kornkraft
Der Bio Großhandel Kornkraft Naturkost in Hundlosen ist der führende Großhandel für Bioprodukte im Nordwesten und ist seit 2010 EMAS zertifiziert. Das Unternehmen weist ein mit dem mittelständischen Blumengroßhandel vergleichbares Vertriebssystem auf. Michael Schmitz, zuständig für Marketing und Qualitätssicherung berichtete den Topfpflanzengroßhändlern über die Erfahrungen mit dem Umweltmanagementsystem in den Betriebs- und Arbeitsabläufen. Er zeigte sich überzeugt, dass die EMAS-Zertifizierung Innovationsprozesse im Unternehmen beschleunigt hat. Ausgangspunkt der Nachhaltigkeitsüberlegungen bei Kornkraft war der Wunsch, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Kornkraft hat sich jedoch entschieden den Nachhaltigkeitsbericht für das EMAS-Managementsystem zu nutzen, um Lösungsansätze für mehr Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen zu entwickeln. „Die CO2-Reduzierung fallt dabei sozusagen mit ab“, so Schmitz. Kornkraft hat sich zum Ziel gesetzt bis 2025 klimaneutral bzw. klimapositiv zu sein. Und auch auf anderen Gebieten geht der Verbesserungsprozess kontinuierlich weiter. „Es gibt große und kleine Ziele, die wir bearbeiten“, so Schmitz. In Entwicklungsgesprächen mit dem EMAS-Gutachter werden immer wieder neue Ansätze gefunden Prozesse zu analysieren und zu verändern. Darüber hinaus sei die Einbeziehung der Mitarbeiter entscheidend.
Vorstellung Zertifizierung Umweltmanagementsystem EMASeasy
Am Nachmittag erhielten die Topfpflanzengroßhändler eine Einführung in das EMAS Protokoll zur Zertifizierung durch Dr. Stefan Müssig, Geschäftsführer der WUQM Consulting Agentur. Der Umweltmanagementberater erläuterte die Möglichkeiten der Einführung von EMAS anhand der EMASeasy™-Methodik für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für Betriebe des Blumengroßhandels und die Vorgehensweise im Rahmen eines möglichen Zertifizierungsprojektes innerhalb des BGI. Er begrüßte das Interesse der BGI-Mitglieder an einem solchen Zertifizierungsprogramm und wies darauf hin, dass öffentliche Auftraggeber und Banken in Zukunft immer häufiger eine Umweltzertifizierung einfordern werden und mit EMAS ein allgemeiner Standard vorhanden sei, der mit überschaubarem Aufwand im Betrieb umsetzbar ist.
Besichtigung des Staudenbetriebs Schachtschneider
Im Anschluss hatten die Topfpflanzengroßhändler die Möglichkeit den Staudenbetrieb Schachtschneider in Dötlingen zu besichtigen. Der Familienbetrieb wird von Jens Schachtschneider sowie von seinen Söhnen Torben und Finn geführt, die in der Schweiz, den USA, den Niederlanden, in Belgien und in Schweden Erfahrungen für die Betriebsführung gesammelt haben.
Torben Schachtschneider führte Gruppe durch den Betrieb, in dem ca. 2000 verschiedene Artikel für ca. 400 Kunden aus dem norddeutschen Raum produziert werden. Der Betrieb umfasst 2 Standorte mit insgesamt
18 ha Fläche, davon 1 ha im geschützten Anbau, und beschäftigt 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Umgebung. Der Betrieb produziert ein höherpreisiges Segment aus überwiegend meristenvermehrten Stauden im 1 und 3 Liter Topf. Das Unternehmen setzt auf ein stabiles Sortimentsangebot. „Man darf nicht zu nervös reagieren, wenn es mal für ein Jahr Verschiebungen im Sortiment gibt“, findet Torben Schachtschneider. Seiner Erfahrung nach relativieren sich die „Hypes“ immer schnell wieder. Für das Marketing arbeitet der Staudenbetrieb eng mit dem Staudenring zusammen und nutzt das entsprechende Werbematerial. Wöchentlich werden im Betrieb alle besonders attraktiven Staudenbestände zu einem „Stauden Aktuell“ Angebot zusammengefasst, so lässt sich der Verkauf über Impulsware sehr stark steuern. Um Arbeitsspitzen zu vermeiden, steht in einem „Puffer-Haus“ 30 % der verkaufsreifen Ware etikettiert und sortiert für den Versand bereit.
Das Unternehmen engagiert sich auch intensiv in der Aus- und Weiterbildung und ist zu einem Drittel an einer Pflanzenschule des Staudenrings beteiligt. Dort werden Verkäuferschulungen für Gartencenter durchgeführt und Verkaufsberater qualifiziert. Nachhaltigkeitsmaßnahmen gehören im Betrieb zum Alltag, so werden recyclebare Töpfe verwendet, auf dem Betriebsgelände fahren Elektrofahrzeuge, eine Biogasanlage versorgt den Betrieb und umliegende Haushalte und auch in der betrieblichen Weiterentwicklung hat die ökologische Ausrichtung großes Gewicht.
BGI-Vorstandsmitglied Christian Müller zog ein positives Fazit des Besuches des Netzwerkgruppe im Oldenburger Land. „Wir konnten sehen, wie fortgeschritten die Nachhaltigkeitsanstrengungen in einem Großhandelsunternehmen sind und wie sich systematisches Umweltmanagement auf die Unternehmensentwicklung auswirken kann. Viele Betriebe des Topfpflanzengroßhandels sind bereits zertifiziert, eine weiterführende Umweltzertifizierung ist dabei der nächste logische Schritt. Vor allem werden die Anforderungen, die von außen an unsere Betriebe herangetragen werden, weiter zunehmen.“ Die Netzwerkgruppe wird das Thema weiter vertiefen.