BGI favorisiert branchenweite Mehrweglösung
Vorwettbewerbliche Lösung ist anzustreben
Die Mitglieder im Bundesverband des Deutschen Blumen- Groß- und Importhandels BGI diskutieren bereits seit längerer Zeit über die Einführung eines Mehrwegsystems als Alternative der zur Zeit im Handel von Topfpflanzen überwiegend eingesetzten Einweg-Trays. Grundsätzlich begrüßt der BGI den Ansatz zur Reduktion von Plastik in der Kette. Zum Teil werden aktuell bereits bestehende Systeme genutzt, allerdings zu einem geringen Anteil. Befragt nach den Gründen für die geringe Mehrwegquote gaben die Topfpflanzengroßhändler an, dass die Systeme am Markt noch nicht überzeugen konnten und keine echte Marktreife aufweisen. Die Rückführung sei oft kostenintensiv oder ungeklärt. Ökologisch sinnvoll einzusetzen seien die Mehrwegpaletten derzeit nur im Nahbereich mit eigener Logistik. Bei Exportware sei die Distanz für die Mehrweg-Rückführung ohne vorhandenes Systemnetz in den meisten Fällen zu groß.
BGI befürwortet Mehrwegsystem
Aus den Ergebnissen der Umfrage der Deutschen Umwelthilfe ergab sich nach ausführlicher Diskussion mit den BGI-Mitgliedern aus dem Topfpflanzengroßhandel folgende Position:
„Die Topfpflanzengroßhändler im BGI befürworten grundsätzlich ein Mehrwegsystem. Dabei sollte eine branchenweite Einigung der gesamten Wertschöpfungskette auf ein System stattfinden und nicht mit mehreren Systemen parallel gearbeitet werden. Dieses System sollte in neutraler Hand liegen. Ein Mehrwegsystem darf nicht zum Marktinstrument werden, das den freien Wettbewerb einschränkt, und es darf nicht an Bedingungen geknüpft sein, die ausgewählten Marktteilnehmern exklusive Vorteile verschaffen. Damit strebt der BGI eine vorwettbewerbliche Lösung an: Ein System für alle, zu gleichen Bedingungen.“
Voraussetzungen und Praktikabilität
Dass ein solches einheitliches System sehr gut praktikabel ist, zeigen die Beispiele der Gemüsekisten und der Getränkekästen. Für den Einsatz von Mehrweg-Trays für Pflanzen müssen nach Meinung der Topfpflanzengroßhändler im BGI folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Es muss ein System mit gutem Handling und einer übergreifenden Akzeptanz im Einzelhandel eingeführt werden, das mindestens europaweit einheitlich genutzt werden kann und funktioniert. Hier müsste ein flächendeckendes, europaweites Depotnetz (ähnlich CC-Depots) eingerichtet werden.
- Das System muss kosteneffizient sein und eine ausreichende Marktabdeckung gewährleisten.
- Die Verwendung muss in allen Kanälen, von allen Produzenten über den Großhandel bis hin zum Einzelhandel, erfolgen und damit die gesamte Wertschöpfungskette abbilden.
- Eine Kostenbeteiligung aller Teilnehmer ist für das Betreiben des Systems erforderlich.
- Es muss ein geschlossener Mehrwegkreislauf aufgebaut werden, der ein effizientes Handling gewährleistet.
- Besonders wichtig: Phytosanitäre Fragen müssen geklärt werden: Wie ist die Reinigung der Trays gewährleistet und wie ist der Umgang mit Bio-Ware?
- Im geschlossenen Kreislauf müssen Reinigung und Rückführung zeitnah geschehen, um keine umfangreiche Lagerhaltung notwendig zu machen, und den Gedanken der Einsparung von Ressourcen zu konterkarieren.
Kosten
Die Topfpflanzengroßhändler gehen davon aus, dass das Mehrweg-Tray zu etwas höheren Kosten führen wird – dies vor allem im Zusammenhang mit der Rückführung und Verwaltung eines Pools. Mittelfristig wird bei einem funktionierenden System jedoch das Potenzial gesehen Kosten (z.B. für die Entsorgung) zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Wirtschaftlichkeit unklar, deshalb müssen einheitliche Marktbedingungen für alle Marktteilnehmer gegeben sein, um eine gleiche Ausgangsposition im Wettbewerb zu schaffen.
Übergangslösungen
Je nach Entfernung, Logistik, Steuerungsprozesse und Anbietern kann sich das Mehrwegsystem als nicht praktikabel darstellen. Nicht jeder Kunde ist dafür geeignet. Vor allem bei Exporten in weiter entfernte Länder außerhalb der EU muss es praktikable Alternativen geben.
Generell kann sich der BGI bis zur Marktreife eines einheitlichen Mehrweg-Systems in und außerhalb Europas (als Lösung für den Export über sehr weite Strecken) aus ökologischen Gründen auch eine Übergangslösung mit 100% recyclingfähigen Trays vorstellen. Voraussetzung dafür ist die Einigung auf ein einheitliches Material, das tatsächlich wiederverwertet werden kann. Ein solches System sollte sich aber nicht verstetigen oder wachsen, sondern mittelfristig in ein echtes Mehrwegsystem überführt werden.
Machbarkeit
Die Topfpflanzengroßhändler im BGI sind bereit, sich am Prozess zur Einführung eines einheitlichen, neutralen Mehrwegsystems zu beteiligen, sich aktiv einzubringen und dieses zu unterstützen. Dabei spielt der große Systemeinzelhandel, über den die relevanten Mengen verkauft werden, eine Schlüsselrolle, damit sich ein einheitliches System am Markt durchsetzen kann.
Perspektivisch müsse aus Sicht der Topfpflanzengroßhändler im BGI auch über die Verwendung von Kunststofftöpfen ergebnissoffen diskutiert werden. Auch zu diesem Thema gibt es Kommunikationsbedarf zwischen Herstellern, Produktion und Handel.