Jour Fixe der Topfpflanzen-Netzwerkgruppe im BGI
Topfpflanzengroßhändler warfen bei digitalem Treffen einen Blick in die Zukunft 2025
Der üblicherweise im Rahmen der IPM stattfindende „Jour Fixe“ der Netzwerkgruppe Topfpflanzen im BGI fand zum gewohnten Termin diesmal digital statt. In einem kurzen Bericht zur Lage, beschrieben die Teilnehmer die Situation im Januar als schwierig. Die Floristen und Einzelhandelsgärtnereien stehen inzwischen unter hohem Druck. Die meisten würden aber eine starke Hands-on-Mentalität entwickeln, so die Großhandler. Die Nachfrage sei jedoch deutlich gesunken. Auch in den Bundesländern, in denen der Verkauf im Fachhandel weitergeht, habe die Kundenfrequenz abgenommen, wurde berichtet. Der Unmut, mit Blick auf die Abverkäufe von Blumen und Pflanzen im LEH, ist im Blumenfacheinzelhandel mit Verlängerung der Shutdowns deutlich gestiegen. Die Fachhändler, die alles daran gesetzt haben, die Hygieneauflagen der Ordnungsämter zu erfüllen, fühlen sich ungerecht behandelt und bangen um ihre Existenz.
Diese Thematik griff Franz-Josef Isensee (CoConcept) in seinem Vortrag zur Zukunft des Blumenhandels auf. „Wie bereite ich mich auf 2025 vor?“ war die Fragestellung und sein Vortrag versprach „Unbequeme Wahrheiten, die jeder kennt, aber nicht aussprechen mag!“. Das Jahr 2020 war für den Pflanzenhandel ein erfolgreiches Jahr, so Isensee. Man müsse sich aber darüber im Klaren sein, dass die strukturellen Veränderungen, die in der Branche stattfinden, dadurch nicht verschwunden sind. Es sei typisch für die grüne Branche, dass Veränderungen nicht disruptiv sondern als Prozess stattfinden. Durch das „Homing“ der Konsumenten konnte sich der Zierpflanzenhandel 2020 über gute Ergebnisse freuen, doch der Wandel in der Handelslandschaft setze sich fort.
So zeichnete Isensee folgendes Szenario: Mehr Komplexität und Diversität werden den Markt im Jahr 2025 prägen. Sein Zukunftsszenario: Vertriebswege fächern sich auf, die Charakterisierung „Klasse im Fachhandel“ und „Masse im Systemhandel“ werde nicht so bleiben. Mehrwert und Lifestyle als Kaufimpuls schlagen Preis und Zierwert, ist Isensee überzeugt. Die Vertriebswege würden deutlich heterogener, das zeige sich schon jetzt in der Pandemie. Blumen und Pflanzen werden Teil eines „Service-Sortiments“, die auf Blumen und Pflanzen spezialisierten Verkaufsstellen werden weiter ab, die Filialisierung zunehmen. Die Geschäfte wandeln sich zu Servicepoints, Einzelhandelsgärtnereien perspektivisch zum Fachmarkt mit Konzepten für Frischeprodukte. Pop-on-Pop-off-Shops, Drop-Shipping, Cross-Selling – in anderen Branchen schon an der Tagesordnung – werden auch in der grünen Branche nichts Exotisches mehr sein. Der Wettbewerb werde zunehmen, auch um die zu Verfügung stehende Ware. Auch aus diesem Grund gewinnen Kooperationen an Bedeutung; sie werden verbindlicher, betonte Isensee. „Keiner kann alles, zusammen geht viel mehr“.
Die Herausforderungen seien vielfältig. Gerade der Blumenfacheinzelhandel müsse sich auf die auf ihn zukommende Transformationsphase einlassen. Großhändler und Importeure müssten zu digitalen Unternehmen werden, in der Produktion werde der Gärtner zum Flächenmanager. Diversität ist 2025 Programm, dabei sei die Fokussierung auf den Konsumenten entscheidender denn je und bestimme das eigene Profil. Die funktionierende Servicekette bestimme den Erfolg. Der Konsum findet im Online-Shop und stationär „customized“, also individuell auf den Konsumtenten zugeschnitten, statt. Die Kontaktpunkte zum Konsumenten werden zu Profilierungspunkten, auch für den Großhandel. Eine exakte Prozessplanung und ein guter Digitalisierungsstandard gewinnen an Bedeutung, auch weil weniger Fachpersonal zur Verfügung steht. Die Einstellung und die Bereitschaft zur Veränderung sei entscheidend. Dass Veränderung oft schmerzhaft sei, sei gerade erlebbar, aber was die Zukunft betrifft, könne man sicher sein: „Alles was denkbar ist, wird irgendwann jemand machen“ und „ohne Nachhaltigkeit geht gar nichts“. Für den Erfolg in der Zukunft sei also die Einstellung entscheidend. Wer an Entwicklungen glaubt, findet seinen Weg, gab Franz-Josef Isensee den Großhändlern mit auf den Weg.
Im weiteren Verlauf berichtete Verbandsgeschäftsführer Frank Zeiler über die Industriekonferenz Mehrweg, zu der die Deutsche Umwelthilfe (DHU) eingeladen hatte. Die rund 70 Teilnehmer aus der Politik, der Produktion und dem Groß- und Einzelhandel hätten ihre Standpunkte dargelegt. Es habe sich ein grundsätzlicher Konsens von der Produktion bis in den Großhandel für den Aufbau einer funktionierende Mehrweglösung gezeigt, der Systemeinzelhandel sei kritisch bis skeptisch und bevorzuge Recyclinglösungen. Der BGI wird den Prozess weiter aufmerksam begleiten.
Zum Abschluss der Konferenz legte die Topfpflanzengruppe fest, im Rahmen der regelmäßigen Treffen, auch in diesem Jahr verstärkt das Thema „Nachhaltigkeit in der Praxis“ unter verschiedenen Gesichtspunkten in den Fokus zu nehmen.