BGI Verbandstag war „unterwegs“
Blumen- und Pflanzengroßhändler auf der Spur neuer Konsumwelten
Der Verband des Deutschen Blumen- Groß- und Importhandels (BGI) lud zum diesjährigen Verbandstag seine Mitglieder auf eine inspirierende Tour im Raum Leipzig und Dresden ein. Dabei stand diesmal der Blick über den Tellerrand im Fokus. Durch die pandemiebedingten Veränderungen der letzten Jahre und die sich abzeichnenden branchenverändernden Entwicklungen, sieht sich auch der Großhandel in einer Handelslandschaft jenseits der Normalität.
Handel nah an der Produktion
So besuchten die Großhändler die Gärtnerei Türke in Coswig, die über mehrere Vermarktungswege bis zum Ab-Hof-Verkauf Zimmerpflanzen, Beet- und Balkonpflanzen sowie Stauden überwiegend im regionalen Markt anbietet. Zweite Station war der Gartenbaubetrieb Kühne in Dresden-Weixdorf, der seine Produktion mehr und mehr auf die Bedürfnisse seines 2018 gegründeten, erfolgreichen Gartencenters zugeschnitten hat und sich so vom Jungpflanzenbetrieb und Hortensienzüchter mehr und mehr zum Direktanbieter entwickelt. Dabei gelingt es beiden Betrieben ihre Kunden beim Einkauf in ihre Gartenbaubetriebe zu holen und die Atmosphäre gärtnerischer Produktion erleben zu lassen.
Versuchswesen, Konsumenten- und POS-Trends
Nach einem Besuch der gartenbaulichen Versuchsstation des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden-Pillnitz, wo unter anderen die erfolgreichen Versuche im torfreduzierten Anbau für Beet- und Balkonpflanzen und diverse Sortenversuche begutachtet werden konnten, begrüßte der BGI den schweizerischen Marktforscher Martin Hotz zum Gastvortrag „Komfort war gestern. Die Zukunft ist jetzt!“ im Schloss Pillnitz. Muss Retail neu gedachte werden und wo lauern, basierend auch aktuellen Konsumenten- und POS-Trends, Gefahren und Chancen durch sich verändernde Gewohnheiten und technische Entwicklungen? Mit dieser Fragestellung und anhand aktueller Beispiele aus der Konsumwelt der Einzelhandelskunden führte Martin Hotz die Großhändler in den POS und Möglichkeiten des Wareneinkaufs von morgen.
Das Handy im Zentrum des Omnichannel-Einkaufs
Das Handy wird noch sehr viel stärker als heute zum Dreh- und Angelpunkt des privaten Konsums, zeigte sich Martin Hotz überzeugt. Durch die digitale Transformation im Handel haben sich Kundenerwartungen verändert und es sind neue Informations- und Verkaufskanäle entstanden. Der Multichannel-Einkauf wandelt sich zum Omnichanel-Konsum. Das bedeutet: Der Konsument findet auf allen Kanälen Informationen und Einkaufsmöglichkeiten. Er wechselt in seinem Verhalten zwischen On- und Offline, so dass auch die Händler der Wertschöpfungskette ihre On- und Offline-Kanäle verschmelzen müssen, um auf allen Ebenen ein zufriedenstellendes Shopping-Erlebnis bieten und eine effektive Kundenansprache erreichen zu können. In einer intensiven Diskussion tauschten sich die Teilnehmer des BGI-Verbandstages darüber aus, welche Rolle der Großhandel, in Kooperation mit dem Einzelhandel und der gartenbaulichen Produktion, im Rahmen dieser rapide voranschreitenden Entwicklungen einnehmen sollte.
Warenbeschaffung und Konsumlaune als zentrale Herausforderungen
In vielen Gesprächen im Rahmen des Verbandstages zeigten sich die Großhändler einerseits alarmiert in Bezug auf die sich abzeichnende Kostenspirale, auf der anderen Seite kristallisiert sich das Thema Warenbeschaffung als zentraler Erfolgsfaktor für die kommende Saison heraus. Deutlich steigende Preise sind auch im Blumen- und Pflanzenangebot unvermeidlich, so die einheitliche Meinung. Die Auswirkungen auf die Konsumlaune der Verbraucher mochten viele, aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren noch nicht vorhersagen. Einig war man sich in einem Punkt: Planungssicherheit ist in diesen bewegten Zeiten nur durch enge, vertrauensvolle und sich gegenseitig stützende Beziehungen innerhalb der Produktions- und Absatzkette zu erreichen.